Konso - Projekte
2009 haben wir während unseres Aufenthaltes in Konso eine Schule besucht. Fast alle in der Gruppe hatten Geschenke für Kinder auf die Reise mitgenommen, und eine Schule schien der richtige Ort zu sein, diese "gerecht" zu verteilen. Ein Gebäude war neu errichtet, ein anderes war im ursprünglichen Zustand, mit Lehmwänden, der Innenraum dunkel. Und trotzdem wurden wir hier mit einem Lied freundlich empfangen.
Im Januar 2011 war ich zum zweiten Mal in Äthiopien, dieses Mal im Norden. Der Reisetermin war so gewählt, dass der Besuch des Timkat-Festes in Lalibela im Programm enthalten war. Im Anschluss an die geführte Reise habe ich noch mein Patenkind in der Nähe von Jimma besucht. Von Jimma bin ich nach Konso gefahren, auch um in der bereits besuchte Schule zu erkunden, welche Art von Hilfe dringend nötig und erfüllbar war. Aus heutiger Sicht (2016) war alles unkonkret, planlos und auch recht hilflos. Obwohl Konso sicher nicht zu den ärmsten Regionen Äthiopiens zählt, ist es ein sinnloses Unterfangen, irgend etwas verändern zu wollen. Das ist von "außen" nicht möglich. Daran ändern auch mehr oder weniger erfolgreiche Projekte verschiedener NGO nichts.
Andererseits gibt es ein starkes Bedürfnis in unserer Familie und bei unseren Freunden, etwas für diejenigen abzugeben, die bedürftig sind. Kleidung, insbesondere Schuhe wurden immer dringend gebraucht und gehörten deshalb zum Reisegepäck.
Allgemein herrscht bei uns die Meinung vor, dass es sich lohne, bei Bildung und Gesundheitsfürsorge Hilfe zu leisten. Das ist richtig und deshalb das Aktionsfeld zahlreicher Entwicklungshilfe-Organisationen aus den verschiedensten "reichen" Ländern.
In Konso wird eine für afrikanische Verhältnisse hoch entwickelte Landwirtschaft betrieben. Das gebirgige Land wurde in arbeitsaufwändiger Weise von der Bevölkerung terrassiert, und auf den kleinen Feldern wird ganzjährig Mischkulturanbau betrieben: Hirse, Mais, Cassava, verschiedene Hülsenfrüchte, Süßkartoffeln, in höheren Lagen Kartoffeln und Kaffee sind fast auf jedem Feld zu sehen. Nicht zu übersehen sind die verstreut stehenden Moringa-Bäume (Moringa stenopetala), die eine wichtige Rolle bei der Ernährung in Konso spielen. Fast alle angebauten Nutzpflanzen dienen der eigenen Versorgung. Lediglich ein geringer Anteil Kaffee wird verkauft. Die Nahrung der Konso ist recht vielfältig und ausreichend vorhanden, wenn in den jährlich zwei Regenzeiten ausreichend Regen fällt. Alle Nahrungsmittel werden unmittelbar nach der Ernte verzehrt. Eine Vorratswirtschaft wird nicht betrieben. Um Ernteausfällen vorzubeugen, ist es deshalb sinnvoll, nach Möglichkeiten zu suchen, Regenwasser über einen längeren Zeitraum zu speichern. Das Problem ist in Konso seit vielen Jahren bekannt, und es wurden an geeigneten Stellen große Wasserspeicher (Ponds) sowie Zisternen gebaut.
Da viele von diesen Wasserbauten nicht oder nicht mehr funktionierten, haben wir ein wenig Geld, viele Ideen und sehr viel Zeit investiert, um die Schäden zu beheben. Viel Geduld und gute Nerven waren ebenfalls nötig.
Bei meiner zweiten Reise nach Konso habe ich gesehen, dass fast überall (außer in den Hochlagen), meist als Hecke, Jatropha (Jatropha curcas) wächst. Es war gerade zu der Zeit, als in vielen tropischen Ländern Jatropha angebaut wurde, um aus den (giftigen) Samen ein wertvolles Öl für die Herstellung von Biodiesel zu gewinnen. Das Öl kann außerdem zur Beleuchtung genutzt werden, und man kann es zur Herstellung von Seife verwenden.
In Konso waren bis dahin diese Nutzungsmöglichkeiten nicht bekannt.
Die für mich damals spannende Frage war, ob es möglich ist, mit vertretbarem Aufwand und in kleinem Maßstab Jatropha-Samen zu nutzen, um so den Beteiligten ein geringes Einkommen zu ermöglichen.
Die Landschaft bot genügend Möglichkeiten dazu. Aber wie werden die Bewohner das "Projekt" einschätzen?